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Interdisziplinäres Netzwerk von Grippeforschern - Kooperation zahlt sich aus Deutsches Forschungskonsortium FluResearchNet traf sich in Münster

Die virale Grippe, auch Influenza genannt, stellt nach wie vor eine permanente, weltweite Bedrohung für Mensch und Tier dar. Ein ständiger Strom neuer Influenza-Erreger geht von der Tierwelt aus und führt beim Menschen zu schweren Erkrankungen. Um diese Erreger wirksam zu bekämpfen, ist ein interdisziplinärer Forschungsansatz von grundlegender Bedeutung. Das FluResearchNet, das in der Universität Münster koordiniert wird, bündelt die gesamte Influenza-Expertise in Deutschland. Virologen, Immunologen, Zellbiologen, Veterinär- und Humanmediziner sowie Experten aus den Bundeseinrichtungen Robert-Koch-Institut und Friedrich-Loeffler-Institut arbeiten zusammen, um die gemeinsame Forschung an Influenzaviren voranzutreiben. 

Professor Dr. Stephan Ludwig vom Institut für Molekulare Virologie der Universität Münster ist der Koordinator des FluReseachNet und beschreibt die Arbeit wie folgt: "Die Forschung des FluReseachNet ist die konkrete Umsetzung der Gesundheitsinitiative "One Health Initiative": Durch die Zusammenarbeit von Forschern unterschiedlicher Expertise können wir die Influenza bei Vögeln oder Schweinen verstehen und so lernen, wie man die menschliche Grippe bekämpfen kann. Die Zusammenarbeit hat bereits zu einer beträchtlichen Anzahl vielversprechender Ergebnisse geführt. So hat die Firma Activaero GmbH in diesem Jahr eine klinische Phase II-Studie mit schwer erkrankten Grippepatienten begonnen. Die Daten für den Wirkmechanismus der getesteten Medikamente basieren auf den Forschungsarbeiten des FluResearchNet. "Wir hoffen, in der kommenden Grippesaison viele Patienten zu rekrutieren, um bald valide Ergebnisse zu erhalten", wünscht sich Stephan Ludwig, wobei das Datum einer Marktzulassung derzeit noch unklar ist. Verschiedene im Netzwerk aufgedeckte Erkenntnisse haben zu Patentanmeldungen geführt. Mehrere der Ansätze werden nun in Zusammenarbeit mit Unternehmen für die klinische Weiterentwicklung genutzt. "Dies ist ein schönes Beispiel dafür, wie Grundlagenforschung letztlich zum Nutzen der Bevölkerung dient", so Professor Ludwig. Das FluResearchNet hat auch einen entscheidenden Beitrag zur Überwachung der Influenza geleistet, insbesondere bei Schweinen, die als "Mischgefässe" für neu auftretende Viren eingestuft werden. An der Universität Jena wurde ein erstes deutsches Sequenzierungskonsortium gegründet, das ein Sechstel aller Schweinegrippesequenzen, die aus dem FluResearchNet stammen, eintragen konnte. "Mit diesem Aufbau kennen wir die genaue Aktivität der Grippe bei Schweinen in Deutschland und können neue und potenziell menschengefährdende Viren erkennen", so Ludwig abschließend.

Am 7. und 8. Oktober 2013 wurden in Münster die Ergebnisse des FluForschungsnetzes ausführlich vorgestellt. Da die staatliche Förderung des Forschungsverbundes in diesem Jahr ausläuft, wurde diskutiert, wie die Zusammenarbeit in Zukunft gestaltet werden kann. "Die Arbeit wird nun sehr viel schwieriger, da die finanzielle Unterstützung durch die Projektförderung nicht mehr zur Verfügung steht", so Ludwig.

Alle Experten sind sich aber einig, dass die gemeinsame Forschung weitergeführt werden muss. "Nur so können zukünftige Pandemien angemessen bekämpft und die Bevölkerung geschützt werden. Um das gemeinsame Arbeiten auch in Zukunft zu erleichtern, könnte FluResearchNet nicht nur als Marke weitergeführt werden, sondern auch weiterhin den aktiven Wissensaustausch fördern. Besonders geeignet für diesen Austausch ist das Internationale Influenza-Treffen. Die Veranstaltung findet alle zwei Jahre in Münster statt und hat sich bereits als fester Bestandteil des wissenschaftlichen Veranstaltungskalenders etabliert. An der vorangegangenen Tagung nahmen rund 300 Wissenschaftler aus 24 Nationen teil. Die nächste Veranstaltung findet vom 21. bis 23. September 2014 in Münster statt.

FluResearchNet ist eines von 11 Zoonose-Forschungskonsortien, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert werden. Das Netzwerk wird unter dem Dach der Nationalen Forschungsplattform für Zoonosen von Professor Stephan Ludwig vom Institut für Molekulare Virologie der Universität Münster koordiniert und besteht aus 12 Teilprojekten, die deutschlandweit durchgeführt werden. Der Forschungsverbund wurde 2007 gegründet und erhielt eine zweistufige Förderung in Höhe von rund 8,6 Millionen Euro.

Weitere Informationen zum FluResearchNet finden Sie unter diesem Link

Teilnehmer*innen des FluResearchNet Treffens in Münster

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