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Nationales Symposium für Zoonosenforschung 2009

Influenzaviren, Pockenvirus und Co.
Über 220 Wissensschaftler*innen trafen sich am 7. und 8. Oktober beim Nationalen Symposium für Zoonosenforschung 2009 in Berlin zum interdisziplinären wissenschaftlichen Austausch.

 

Das Nationale Symposium für Zoonosenforschung 2009 fand im Hotel Berlin, Berlin statt.


Um Influenza und andere Infektionskrankheiten, die zwischen Tieren und Menschen übertragen werden, wirksam vermeiden und bekämpfen zu können, müssen die verschiedenen beteiligten Fachdiziplinen intensiv und noch enger als bisher zusammenarbeiten. „Wir freuen uns deshalb sehr, dass mehr als 200 Wissenschaftler*innen die Gelegenheit nutzen, beim Nationalen Symposium für Zoonosenforschung den wissenschaftlichen und persönlichen Austausch zu pflegen und zu intensivieren.“ betonte Dr. Gabriele Hausdorf, Referatsleiterin Gesundheitsforschung im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in ihrem Grußwort am 7. Oktober zum Auftakt des Nationalen Symposiums für Zoonosenforschung 2009.
„Gerade das Auftreten eines vollkommen neuen Influenza-Virus mit dem Subtyp H1N1 beim Menschen in diesem Jahr macht die Bedeutung von gemeinsamen Forschungsaktivitäten wieder besonders deutlich“, stellte Prof. Dr. Stephan Ludwig (Westfälische Wilhelms-Universität Münster), einer der drei Standortleiter der neu gegründeten Nationalen Forschungsplattform für Zoonosen, fest. Das seit 2008 vom BMBF geförderte interdisziplinäre FluResearchNet habe auf diese Weise beispielsweise bereits eine neue Strategie entwickeln können, um die Resistenzbildung von Influenzaerregern zu vermeiden. Dies sei vor dem Hintergrund weltweit ansteigender Resistenzen von Erregerstämmen von besonderer Relevanz.
 
Bei aller Aufregung um Influenzaviren: Auch andere Krankheitserreger können zur Gefahr für die Menschen werden und waren Thema auf dem Symposium. So ist das Q-Fieber in verschiedenen europäischen Ländern auf dem Vormarsch, auch in Deutschland: „Erreger ist das Bakterium Coxiella burnetii, das von Rindern, Schafen oder Ziegen auf den Menschen übertragen wird“, erklärte PD Dr. Heinrich Neubauer (Friedrich-Loeffler-Institut, Standort Jena), der den Forschungsverbund Q-Fieber leitet. Nach Erkenntnissen dieses Forschungsnetzwerks liegt die Rate an infizierten Personen in Regionen mit vermehrtem Schafbestand bei bis zu 18 Prozent. „Der Erreger wird hauptsächlich durch Einatmen infektiösen Staubes oder direkten Kontakt zu infizierten Tieren übertragen. Bei den Infizierten handelt es sich nicht nur um Beschäftigte der Landwirtschaft, sondern auch um Spaziergänger, deren Weg an Weiden vorbeiführt“, so Neubauer. Besonders drastisch sei die Steigerung der Erkrankungszahlen derzeit in den Niederlanden, wo seit Anfang 2009 bereits 2.100 erkrankte Personen gemeldet worden seien. Um der Zunahme der Q-Fieber-Infektionen wirksam begegnen zu können, seien intensive Datenerhebungen, Verbesserungen in der Diagnostik oder die Entwicklung wirksamer Impfstoffe dringend erforderlich.

Poster


Ebenso aufmerksam beobachtet wird vom Konsilliarlabor für Pockenviren am Robert Koch-Institut (RKI) das in den letzten beiden Jahren gehäufte Auftreten von Kuhpockeninfektionen, die offensichtlich von "Schmuse-" und "Futterratten" verbreitet werden. Dr. Andreas Nitsche (RKI) legte in seinem Vortrag dar, wie an verschiedenen Orten Deutschlands in Privathaushalten und Zoos Infektionen mit Kuhpocken bei Menschen und Tieren nachgewiesen werden konnten. Er wies darauf hin, dass insbesondere junge Menschen anfällig für eine Infektion seien. Ob diese gehäuften Infektionen mit der Abschaffung der Pockenimpfung vor rund 30 Jahren und einem entsprechenden Rückgang der Immunität gegen Pockenviren in der Bevölkerung zusammenhänge, werde derzeit erforscht.
  
„Inhaltlich schlagen wir einen Bogen von den aktuellen nationalen Maßnahmen und Forschungsprojekten über die neuesten Ergebnisse zu Epidemiologie, Immunität und Diagnostik von zoonotischen Infektionskrankheiten bis hin zu neuen Methoden und Werkzeugen, die die Analyse der Erreger-Genome oder die genaue Diagnose unterstützen können“, so Prof. Dr. Martin Groschup (Friedrich-Loeffler-Institut, Standort Insel Riems). Prof. Groschup ist einer der drei Koordinatoren der neu gegründeten Nationalen Forschungsplattform für Zoonosen, die das Symposium veranstaltet und damit die Tradition der Zoonosen-Workshops fortführt, die das BMBF in den Jahren 2007 und 2008 durchgeführt hatte.
  
Die Nationale Forschungsplattform für Zoonosen hat Anfang 2009 ihre durch das BMBF geförderte Arbeit aufgenommen. „Unser Ziel ist die enge Kooperation zwischen biomedizinischer Grundlagenforschung, Human- und Veterinärmedizin einerseits sowie universitärer und außeruniversitärer Forschung andererseits“, erläuterte Sebastian C. Semler (TMF e.V., Berlin), der die Plattform am Standort Berlin koordiniert. „Die Wissenschaftler steuern die gemeinsame Arbeit, den Inhalt und die Ausrichtung der Zoonosen-Plattform selbst und verfügen damit über ein Instrument, mit dem sie schnell und flexibel auf dringenden Forschungsbedarf reagieren können, der sich aus aktuellen Anforderungen an die Wissenschaft ergibt.“    

Standortleiter


Das zentrale Steuerungsgremium, der Interne Beirat, wurde daher auf dem Symposium vom Plenum gewählt, um die Zoonosenforscher*innen Deutschlands zu vertreten und  für das nächste Jahr die Aktivitäten der Nationalen Forschungsplattform für Zoonosen zu leiten. Die Wahl lief satzungsgemäß in drei Wahlgängen ab, so dass der neue Interne Beirat aus Vertretern der BMBF-geförderten Zoonosenverbünde, einem Vertreter der vom Bundesministerium für Ernährung Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) geförderten Zoonosenprojekte sowie weiteren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit einem breiten Spektrum an Kompetenzen aus dem Bereich der Zoonosenforschung besteht. Weitere Informationen zum Internen Beirat finden Sie hier.
Auf die Pressekonferenz und die Pressemitteilung zum Nationalen Symposium für Zoonosenforschung 2009 gab es ein großes Echo. Unter anderem berichtete Volkart Wildermuth im Deutschlandfunk in zwei verschiedenen Sendungen über neue Strategien zur Bekämpfung der Influenza und über die Ausbreitung von Q-Fieber. Darüber hinaus wurde das Symposium von verschiedenen Medien zum Anlass genommen, über Zoonosen zu berichten.
 
Das Nationale Symposium für Zoonosenforschung 2010 wird am 7. und 8. Oktober 2010 in Berlin stattfinden!


Abstractband zum Symposium 2009 (pdf zum Download)

 

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