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Zoonosen: Kurzfristige Risikobewertungen sind unerlässlich

300 Wissenschaftler und Public Health-Experten aus Human- und Veterinärmedizin stärken in Berlin ihre Zusammenarbeit

Die Bewertung möglicher Gesundheitsrisiken ist eine wichtige Aufgabe von Public Health. Eine wichtige Rolle spielen dabei Krankheitserreger, die zwischen Tieren und Menschen übertragen werden: Zoonosen. „Kurzfristige Risikobewertungen sind unerlässlich bei neuen oder wiederauftretenden Zoonosen – auch und gerade wenn die zur Verfügung stehenden Informationen unvollständig sind“. Dies sagte Dr. Andrea Ammon (Europäisches Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten, ECDC) in ihrer Keynote heute beim Nationalen Symposium für Zoonosenforschung 2015 in Berlin. Die Tagung bringt 300 Wissenschaftler und Public Health-Experten aus Human- und Veterinärmedizin zusammen.

Das ECDC erstellt regelmäßig solche Risikobewertungen für die europäische Bevölkerung. Das Risiko, das eine ansteckende Krankheit für eine Bevölkerung darstellt, hängt sowohl von der Übertragungswahrscheinlichkeit innerhalb der Bevölkerung, als auch dem Ansteckungsgrad der Krankheit ab. Doch wie lässt es sich am besten und zeitnah einschätzen? „Risikobewertungen werden mit jeder neu gewonnenen Erkenntnis aktualisiert. Dies erlaubt eine transparente Kommunikation über das mögliche Ausmaß eines Risikos und ermöglicht die Dokumentation der bisherigen Anhaltspunkte und Wissenslücken zum Zeitpunkt der Erstellung einer solchen Einschätzung“, so Ammon. Eine vom ECDC veröffentlichte Methodologie biete  einen strukturierten Ansatz für die Erstellung solcher Bewertungen.

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Dr. Andrea Ammon (ECDC)

Praxisrelevante Forschungsfragen identifizieren

Das Zoonosensymposium findet in diesem Jahr erstmals zusammen mit Vertretern des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) statt. Bisher gibt es zu wenige Foren für den Austausch zwischen Forschung und ÖGD. Gemeinsam wird diskutiert, welche Fragen man stellen muss, um die Risiken neuer oder wieder auftretender Zoonosen fundiert bewerten zu können. Dabei geht es insbesondere darum, praxisrelevante Forschungsfragen zu identifizieren und Wege zu finden, wie der ÖGD künftig an Forschungsprojekten stärker beteiligt werden kann. „‘Es wächst zusammen, was zusammengehört‘ – diese Aussage gilt auch für das Thema Zoonosen und öffentliche Gesundheit“, lobten Dr. Ute Teichert und Dr. Jürgen Rissland vom Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes die Kooperation.

In ihrer Keynote im Rahmen der Kongresseröffnung wies Prof. Dr. Caroline Herr (Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit) darauf hin, dass über die Abluftanlagen großer Tierställe Erreger in die Umwelt gelangen können. Die umweltmedizinische Bewertung des damit verbundenen Gesundheitsrisikos erfolge auf Basis von Ausbreitungsberechnungen. Allerdings könnten die Ergebnisse solcher Berechnungen erheblich von den realen Messergebnissen vor Ort nach Inbetriebnahme der Anlagen abweichen. Aus umweltmedizinischer Sicht könne es deshalb notwendig sein, die Werte in den umliegenden Siedlungsgebieten zu überprüfen.

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Dr. Ute Teichert (Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes)

Synergistisches Vorgehen beim Thema Antibiotikaresistenzen notwendig

Auch die Zusammenarbeit zwischen Human- und Veterinärmedizin ist ein Thema, dem sich die Nationale Forschungsplattform für Zoonosen weiter widmen wird. So zum Beispiel auch in der Problematik der Antibiotikaresistenzen. „Jeder macht etwas, aber wir tun es noch nicht zusammen“. Diese Bilanz zog Prof. Dr. Martin Groschup (Friedrich-Loeffler-Institut, Greifswald – Insel Riems) nach der Vorstellung von Maßnahmen zur Erforschung und Vermeidung von Antibiotika-Resistenzen aus den verschiedenen Bereichen. „Ein synergistisches Vorgehen von Human- und Veterinärmedizin und eine enge Kooperation zwischen Forschung und öffentlichem Gesundheitswesen wird künftig unerlässlich sein.“

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Prof. Dr. Martin Groschup (Friedrich-Loeffler-Institut, Greifswald – Insel Riems)

Großflughäfen spielen eine wichtige Rolle bei der Krankheitsverbreitung

Auch die zunehmende Mobilität von Menschen und Gütern spielt eine wichtige Rolle bei der Verbreitung zoonotischer Krankheitserreger. Am zweiten Kongresstag wird Prof. Dr. René Gottschalk (Frankfurter Amt für Gesundheit) die Rolle internationaler Großflughäfen bei der Verbreitung hochpathogener Krankheitserreger diskutieren. „Infektionskrankheiten, die durch hochpathogene Krankheitserreger hervorgerufen werden, werden praktisch ausnahmslos über Flughäfen eingeschleppt“, sagte er im Vorfeld der Veranstaltung.  

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