Bekämpfung der Covid-19-Pandemie – Nur eine „One Health“-Strategie wird am Ende erfolgreich sein
Eine Stellungnahme der Geschäftsstelle der Nationalen Forschungsplattform für Zoonosen zu der aktuellen SARS-CoV-2-Pandemie
Die SARS-CoV-2 Pandemie hält momentan die gesamte Welt in Atem. Das neuartige Coronavirus, welches vermutlich erstmalig in China vom Tier auf den Menschen übertragen wurde, breitet sich in rasender Geschwindigkeit durch Mensch-zu-Mensch-Übertragungen global aus. Solche zoonotischen Ereignisse sind keine Seltenheit. Etwa zwei Drittel aller neuen Infektionskrankheiten stammen vom Tier. Bereits in der Vergangenheit haben Coronaviren in Gestalt von SARS und MERS ihr zoonotisches Potential unter Beweis gestellt.
Zur Bekämpfung von Covid-19 mangelt es derzeit an geeigneten antiviralen Wirk- und Impfstoffen, hier arbeiten Biologen, Pharmakologen, Tier- und Humanmediziner in der Forschung zusammen, um schnellstmöglich Wege für die Prophylaxe und Therapie zu finden.
Bis solche Mittel zur Verfügung stehen, muss die Virusausbreitung durch klassische seuchenhygienische Maßnahmen verhindert werden: Identifizierung der Infizierten durch diagnostische Tests, Isolierung und Quarantäne der Infizierten, sowie Desinfektionsmaßnahmen. Hier bedarf es einer engen Kooperation von Labordiagnostik, Epidemiologie, Soziologie und Biostatistik, um Ausbreitungswege zu verstehen. Ökonomen und Wirtschaftswissenschaftler*innen schätzen die Kosten der jeweiligen Bekämpfungsstrategien ein. Und die Politik und öffentlichen Verwaltungen setzen den Rahmen für die Umsetzung.
Nur durch diese „One Health“-Zusammenarbeit über alle Fächergrenzen hinweg wird die Covid-19-Bekämpfung am Ende gelingen. Die Nationale Forschungsplattform für Zoonosen bedankt sich bei allen Wissenschaftler*innen, Ärzten/Ärztinnen, Beschäftigten des Gesundheitssytems und anderen Beteiligten für ihren unermüdlichen Einsatz und ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit und appelliert an Alle, diesen gemeinsamen Spirit über die Bekämpfung und Überwindung der Pandemie hinaus weiterzutragen. Hier ist besonders die Politik gefordert, dies durch entsprechende Rahmenbedingungen zu ermöglichen.
Für die Politik ist entscheidend, möglichst breit wissenschaftlich beraten zu werden, um stets zur rechten Zeit die angemessenen Bekämpfungsmaßnahmen auf den Weg zu bringen. Einen wichtigen Beitrag kann hierzu die Einberufung einer interdisziplinär besetzten Pandemiekommission leisten.
Aber auch jede*r Einzelne kann etwas tun. Insbesondere durch das Einhalten der Maßnahmen in Deutschland, die darauf abzielen, die Übertragung von SARS-CoV-2 zu verlangsamen. Nur so kann unserem Gesundheitssystem die Möglichkeit gegeben werden, die Herausforderung zu meistern. Jede*r kann etwas dazu beitragen, indem soziale Kontakte auf ein Minimum reduziert werden und insbesondere der Kontakt zu Risikogruppen vermieden wird. Auch wenn es nicht einfach ist, bleiben Sie zuhause und helfen Sie damit der Gesellschaft!
Der neue Erreger, der vom Tierreich auf den Menschen übergegangen ist, zeigt die hohe Relevanz einer fächerübergreifenden Zusammenarbeit bei der Überwindung und Aufarbeitung der Krise. Wie die Erfahrungen in der Zoonosenforschung aus den letzten Jahren gezeigt haben, stellt die Bündelung von Expertisen und Kapazitäten aus der Veterinärmedizin, der Humanmedizin, der Grundlagenforschung und dem Öffentlichen Gesundheitsdienst Kräfte und Möglichkeiten neuer Dimensionen zur Verfügung. Eine Disziplinen-übergreifende Zusammenarbeit im Sinne des „One Health“-Ansatzes ist dabei auf folgenden Ebenen möglich:
- Labordiagnostik
- Bereitstellung von Infrastruktur
- Forschung zu Impf- und Wirkstoffen
- Surveillance und Epidemiologie
- Entwicklung von Modellen und Frühwarnsystemen
- Erforschung der Relevanz von Umwelteinflüssen und den Klimawandel auf die Entstehung und Verbreitung von Zoonosen
Die Nationale Forschungsplattform für Zoonosen spricht sich daher dafür aus, den Kampf gegen COVID-19 als eine „One Health“-Aufgabe zu betrachten und dementsprechend alle Disziplinen einzubeziehen. Ein solches koordiniertes und gemeinsames Vorgehen ist von größter Wichtigkeit, um das Erreichen von Ergebnissen und Erfolgen in der Bewältigung der Krise zu beschleunigen.
Die Geschäftsstelle der Nationalen Forschungsplattform für Zoonosen