Das Rubellavirus (RuV), der Erreger der seit mehr als 200 Jahren bekannten Röteln des Menschen, galt lange Zeit als einziger Vertreter der Gattung Rubivirus (Familie Matonaviridae). Erst kürzlich wurden jedoch weitere Rubiviren bei Tieren identifiziert, was einen zoonotischen Ursprung des RuV nahelegt. Das zuerst in Deutschland entdeckte Rustrelavirus (RusV) wurde bei Zoo- und Haustieren verschiedener Spezies mit schwerer und oft tödlicher nicht-eitriger Enzephalitis detektiert. Als Reservoirwirte des RusV werden Nager aus der Gattung der Waldmäuse (Apodemus) angenommen, bei denen das Virus an verschiedenen Standorten in Deutschland ebenfalls nachgewiesen wurde.
Aus der Verwandtschaft des RusV mit dem humanen RuV und dem außerordentlich breiten Wirtsspektrum des RusV ergeben sich die folgenden Fragestellungen, die im Rahmen dieses Projekts bearbeitet werden sollen:
- Besitzt RusV zoonotisches Potential und kann es auch Menschen infizieren und bei ihnen Enzephalitiden hervorrufen?
- Gibt es zwischen den Rubiviren eine serologische Kreuzreaktivität, aufgrund derer eine Immunität gegen das RuV auch eine Kreuzprotektion gegen andere Rubiviren bieten könnte?
Zur Beantwortung dieser Fragen sollen zunächst verschiedene serologische Testsysteme für den Nachweis Rubivirus-reaktiver und neutralisierender Antikörper etabliert werden. Mit Hilfe der etablierten serologischen Methoden soll anschließend die Kreuzreaktivität und auch Kreuzneutralisation zwischen beiden Viren analysiert werden. Referenzmaterialien sollen durch experimentelle RusV-Infektion von Mäusen generiert werden. Zur Detektion möglicher spill-over Infektionen bei Menschen werden Proben von gesunden Blutspendern sowie von Patienten mit nichteitrigen Enzephalitiden bislang ungeklärter Ursache serologisch und molekular auf RusV-Infektionen untersucht.
Die im Pilotprojekt etablierten Methoden und Ergebnisse werden erste wichtige Aussagen zum Zoonoserisiko des RusV sowie ggf. weiterer neuer Rubiviren erlauben und bilden die Basis für weiterführende Arbeiten. Diese sollen unter anderem die Analyse von Kreuzprotektivitäten im Tiermodell sowie Untersuchungen zur Verbreitung von RusV bei Menschen und Tieren in Deutschland zum Ziel haben.
Kontakt
PD Dr. Dennis Rubbenstroth
Institut für Virusdiagnostik
Friedrich-Loeffler-Institut
Greifswald - Insel Riems