Der Gemeine Holzbock Ixodes ricinus kann eine Vielzahl humanpathogener Erreger übertragen. Diese Zecken sind oftmals nicht nur von einem Erreger infiziert, sondern können gleichzeitig mehrere, also ko-infizierende Erreger beherbergen. Das Ziel des Projekts war es, mit dem Wissen über die Wirtstierassoziationen der ko-infizierenden Lyme-Borreliose potentielle Tiergruppen als Reservoirwirte für Neoehrlichia mikurensis und Anaplasma phagocytophilum zu identifizieren.
Über 14.000 wirtssuchende und wirtsassoziierte Zecken aus verschiedenen Habitaten und von unterschiedlichen Wirtstiergruppen wurden einzeln auf 12 verschiedene Erreger der Anaplasmataceae und Borrelien untersucht. Die Prävalenzen jedes einzelnen Erregers und von Ko-Infektionen aller vorkommenden Kombinationen von Erregern wurden bestimmt.
Die häufigste und in allen Habitaten vorkommende Ko-Infektion bestand zwischen N. mikurensis und B. afzelii. Diese starke positive Assoziation weist deutlich auf Nagetiere als gemeinsamen Reservoirwirt hin. Zudem schließen negative Assoziationen mit den übrigen Lyme-Borreliose-Arten andere Tiergruppen als Reservoir für N. mikurensis aus. Weil Ko-Infektionen zwischen Lyme-Borrelien und A. phagocytophilum in wirtssuchenden Zecken extrem selten waren, ist A. phagocytophilum weder mit Nagetieren, Vögeln oder Eidechsen als Reservoirwirte assoziiert. Dieser Erreger wurde vor allem in wirtssuchenden Zecken auf Weiden und in Zecken, die an Wiederkäuern gesogen hatten, nachgewiesen. Deshalb scheinen Wiederkäuer als Reservoir für diesen Erreger zu dienen.
Die durchgeführten Analysen an wirtssuchenden und wirtsassoziierten Zecken aus Gebieten mit unterschiedlicher Landnutzung lassen Rückschlüsse auf Wirtstierassoziationen, Habitatassoziationen, Übertragungsweise und Stabilität des Übertragungsherdes der untersuchten Anaplasmataceae zu. Diese Studie zeigt spezielle Erreger-Wirtsassoziationen auf, die zu ko-infizierten Zecken führen, und macht deutlich, welche Wirte bestimmte Erreger ausschließen und somit deren Prävalenz verringern. Die Ergebnisse geben auch Aufschluss über die Prävalenz mehrfach infizierter Zecken, durch deren Biss ein Patient gleichzeitig mit zwei verschiedenen Erregern konfrontiert wird.
Langfristig können dies erlangten Ergebnisse des Pilotprojektes für weiter Forschungsvorhaben in der Zoonosenforschung genutzt werde.
Koordination: Dr. Dania Richter (Technische Universität Braunschweig, Institut für Geoökologie, Abt. Landschaftsökologie & Umweltsystemanalyse)
Förderdauer: 18 Monate
Projektlaufzeit: 01.10.2014 bis 31.03.2016
Förderer: BMBF