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Der Blick über den eigenen Tellerrand

Vernetzungstreffen junger Infektionsmediziner*innen in Ratingen

Die Medizin unterscheidet zwischen übertragbaren und nicht übertragbaren Erkrankungen. Erstere fallen in das Ressort der Infektionsmedizin. Die Infektionsmedizin selbst zu definieren ist sehr viel komplexer, als es auf den ersten Blick scheinen mag. Die Bandbreite an Erregern von Infektionskrankheiten ist groß. Neben Viren und Bakterien können auch Parasiten, Pilze oder Prionen ursächlich sein. Zudem unterscheiden sich Übertragungswege, Krankheitsverläufe und Therapien fundamental voneinander. In die Behandlung, Erforschung, Prävention und Bekämpfung von Infektionskrankheiten sind diverse Akteure involviert.

Für junge Ärzt*innen und Forschende ist es daher nicht immer einfach, sich im komplexen Feld der Infektionsmedizin zurecht zu finden. Die Disziplin setzt sich zusammen aus Virologie, Mikrobiologie, Hygiene/ Umweltmedizin, Pharmazie, Tropenmedizin, Pädiatrie, Immunologie, Epidemiologie, Öffentliches Gesundheitswesen und weiteren Disziplinen. Im Kontext von zoonotischen Erregern und One Health kommen hierzu noch die verschiedenen Fachbereiche der Veterinärmedizin, sowie verschiedene Disziplinen der Life Sciences, Agrar- und Umweltwissenschaften.

Organisationsteam_jUNITE

Abb. 1: Organisationsteam des ersten Netzwerktreffens von jUNITE e. V.

Ein gutes Netzwerk ist daher unumgänglich in der Infektionsmedizin. Um die interdisziplinäre Vernetzung bereits in einem frühen Karrierestadium zu ermöglichen, hat sich im Jahr 2020 das Junge Netzwerk Infektionsmedizin e. V. (jUNITE) gegründet. Gründungsmitglieder sind Vertreter*innen aus den Nachwuchsbereichen verschiedener Fachgesellschaften und Verbände. Hierzu zählt auch die Zoonosenplattform.

Vom 26. bis zum 28. November fand unter einem strengen 2G+-Hygienekonzept das erste Vernetzungstreffen von jUNITE statt. Das Programm umfasste spannende Vorträge zu den Leitlinien der Behandlung von COVID-19- und HIV-Patienten, zu Infektionsepidemiologie und Ausbruchsmanagement im Krankenhaus (Abb. 2), sowie zu Tuberkulose und der Rolle des Öffentlichen Gesundheitsdienstes.

Prof_Mutters

 

Abb. 2: Prof. Nico Mutters vom Universitätsklinikum Bonn erklärte Infektionsdynamiken und Grundsätze des Ausbruchmanagements

In verschiedenen Workshops konnten sich die Teilnehmenden intensiver mit verschiedenen Aspekten der Infektionsmedizin beschäftigen, zum Beispiel mit der infektiologischen Visite oder der infektiologischen Diagnostik im Feld. Für eine erfolgreiche Karriere in der Forschung bedarf es neben fachlichem Wissen jedoch auch fachübergreifende Kompetenzen. Daher wurde ebenfalls ein Workshop zur Gestaltung wissenschaftlicher Poster angeboten sowie ein Workshop zu interdisziplinären Projektanträgen unter Leitung der Zoonosenplattform.

In Letzterem erarbeiteten die Teilnehmenden eine umfangreiche Liste relevanter Fachbereiche in der One Health Forschung (Abb. 3A) und erstellten einen Überblick notwendiger Voraussetzungen für das interdisziplinäre Forschen (Abb. 3B). Dabei wurde deutlich, wie breit die jungen Infektionsmediziner*innen und Wissenschaftler*innen den Begriff One Health bereits denken und dass sie sich den Herausforderungen aber auch den Chancen interdisziplinärer Forschungsvorhaben bewusst sind. Der Workshop zeigte auf beeindruckende Weise die Bereitschaft junger Forscher*innen, das Schubladendenken in ihren Disziplinen zu überwinden, um aktuellen Herausforderungen in der Wissenschaft zu begegnen. Als gute Beispiele dafür geeigneter Förderformate wurden im Workshop die Projektformate der Zoonosenplattform vorgestellt und diskutiert.

Fachbereiche_OneHealth

Voraussetzungen_interdisziplinäres_Forschen

Abb. 3: Ergebnisse der jUNITE Gruppenarbeit zu A) relevanten Fachbereichen in der One Health Forschung und B) Voraussetzungen interdisziplinären Forschens

In weiteren spannenden Vorträgen teilten Expert*innen ihr Wissen zum Umgang mit wissenschaftlichen Publikationen, gaben Einblicke in den wissenschaftlichen Begutachtungsprozess von Anträgen und stellten Instrumente der Karriereförderung (Mentoring) vor.

Die Pausen zwischen den einzelnen Programmpunkten und die gemeinsamen Abendessen waren ebenfalls wertvolle Komponenten der Veranstaltung, da diese den Anwesenden die Gelegenheit boten, sich untereinander auszutauschen, Neues zu kennen zu lernen und Ideen für zukünftige Zusammenarbeiten zu entwickeln. Die gute Stimmung resultierte am Samstagabend in einem spontanen Posterslam zum Thema Tuberkulose, welcher tosenden Applaus erntete.

Wie divers die Infektionsmedizin ist, zeigte sich auch noch einmal in einer kurzen Vorstellungsrunde verschiedener Fachbereiche: Von der pädiatrischen Tropenmedizin bis hin zur Fachtierärztin für Virologie gaben die Vortragenden Einblicke in ihre vielfältigen Tätigkeitsbereiche und wurden mit zahlreichen interessierten Fragen aus dem Publikum gelöchert.

Beschlossen wurde das Vernetzungstreffen durch ein Quiz, mit Fragen Querbeet aus der Infektionsmedizin, in denen die Teilnehmenden in interdisziplinären Gruppen ihr Wissen unter Beweis stellen konnten. Das Gewinnerteam gewann interessante Fachbücher aus der Infektionsmedizin* (Abb. 4). Wer noch Zeit hatte, konnte an einer Führung durch die Hochsicherheitsstation des Uniklinikums Düsseldorf teilnehmen (Abb. 5).

Quiz_GewinnerInnen

Abb. 4: Die Gruppe „Supersauber“ gewann das Quiz und damit eine Auswahl an Fachbüchern

Besuch_Hosicherheitsstation

Abb. 5: Impression der Hochsicherheitsstation des Universitätsklinikums Düsseldorf, in dem für alle Interessierten nach Abschluss des Treffens eine Führung angeboten wurde

Das Treffen hat gezeigt, wie divers die Infektionsmedizin ist und wie wertvoll eine frühzeitige Vernetzung in diesem Bereich sein kann. Denn der Blick über den eigenen Tellerrand ist hilfreich, um den eigenen Tätigkeitsbereich in einen größeren Kontext einordnen zu können. Dies kann helfen, die Qualität der eigenen Forschung zu verbessern und den persönlichen Karriereweg zu gestalten.

Nach dem gelungenen Debut soll das Netzwerktreffen von jUNITE nun im regelmäßigen Abstand in den nächsten Jahren stattfinden. Informationen über zukünftigen Veranstaltungen finden Sie zeitnah auf der Webseite von jUNITE und auf der Webseite der Zoonosenplattform.

*gesponsert durch die Buchautor*innen

 

Text: Dr. Dana A. Thal für die Nationale Forschungsplattform für Zoonosen

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