Statusbericht der ersten Doktorandenprojekte unter dem Dach der Zoonosenplattform
Seit 2019 umfasst die Projektförderung der Zoonosenplattform neben Pilot- und Querschnittsprojekten auch interdisziplinäre Doktorandenprojekte. Für ein kleines Zwischenfazit sprach die Zoonosenplattform mit den Doktorandinnen der ersten beiden Projekte dieses Formats. Wie lässt sich die anvisierte Interdisziplinarität in die Praxis umsetzten? Welchen Einfluss hat die Pandemie auf Zeitpläne? Und was lässt sich aus den Projekten für zukünftige Forschungsvorhaben lernen?
Die Nachwuchsarbeit ist ein wichtiger Baustein in der Arbeit der Zoonosenplattform. Folgerichtig steht die Ausbildung von Promovierenden im Sinne des One Health Leitgedankens im Mittelpunkt der interdisziplinären Doktorandenprojekte. Die dreijährigen Forschungsvorhaben müssen daher sowohl verschiedene Fachbereiche einschließen, als auch dem Promovierenden die Möglichkeit geben, sich im breiten Feld der Zoonosenforschung weiterzubilden. Die Erlangung des One Health Zertifikates ist dabei Pflicht.
Interdisziplinarität – Chancen und Risiken
Die ersten Doktorandenprojekte gingen vor knapp zwei Jahren an den Start. Im Projekt iMINION (integrative Mücken-INterventIONsstrategien) werden virologische, verhaltensbiologische und ökologische Aspekte miteinander verknüpft. Das Projekt wird in Zusammenarbeit zweier Arbeitsgruppen an der TiHo Hannover mit dem Fraunhofer Institut für Molekularbiologie und angewandte Ökologie umgesetzt. Durch die Untersuchung der Interaktion von Mücken mit bestimmten Insektenviren und Insektiziden sollen neue Erkenntnisse für die integrierte Stechmückenbekämpfung gewonnen werden. Für die auf dem Projekt angestellte Doktorandin Mareike Heinig ist die Verknüpfung von Virologie und Ökologie eine sinnvolle Kombination: „Ich finde, dass man auf diesem Weg ein vollständigeres Bild bekommen kann. In meinen Augen ergänzen sich die Fachbereiche gut.“
Auch Julia Finkensieper, Promotionsstudentin des zeitgleich bewilligten Projektes zur „Elektronenbestrahlung zoonotischer Apicomplexa“, freut sich über das breite Spektrum von Fachbereichen in Ihrem Projekt. Sie erforscht den Einsatz niederenergetischer Elektronenstrahlung zur Attenuierung von Parasiten für die Entwicklung von Impfstoffkandidaten. Das Projekt umfasst daher neben der Immunologie (Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie IZI) und Ingenieurswissenschaften (Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA) auch die Parasitologie (Universität Leipzig). „Ich finde es toll einmal über den eigenen Tellerrand schauen zu können“, sagt Frau Finkensieper, die bereits mit Viren arbeitete bevor sie sich den Parasiten in diesem Projekt widmete.
Trotz Herausforderungen überwiegen die Vorteile, welche die beiden Doktorandinnen in der Interdisziplinarität ihrer Projekte sehen, nicht nur für ihre Forschung, sondern auch für die eigene Ausbildung und die berufliche Zukunft. „Ich glaube wir können hier sehr viele gute Erfahrungen für unsere weitere Forschung mitnehmen“, prophezeit Frau Heinig.
Kommunikation als Schlüssel
Ein wichtiges Schlüsselelement einer funktionierenden Zusammenarbeit zwischen Fachbereichen ist die Kommunikation. „Ein Gespräch zwischen Tiermedizinern, Naturwissenschaftlern und Ingenieuren kann schon herausfordernd sein, aber auch bereichernd und sehr hilfreich“, sagt Frau Finkensieper. Um die Kommunikation zwischen allen Projektbeteiligten bestmöglich zu gestalten, ist die Betreuungsstruktur und die Vereinbarung regelmäßiger Gespräche aller Beteiligten ein wichtiges Bewertungskriterium für den Internen Beirat der Zoonosenplattform bei Projektanträgen. Erfreulicherweise scheinen in beiden Projekten Kommunikation und Betreuung zu funktionieren.
Zeitpläne und die Pandemie
Ebenfalls wichtig für die erfolgreiche Umsetzung eines Promotionsvorhabens ist ein realistischer Zeitplan. Beim iMINION Projekt gab es anfangs Bedenken, weshalb die Anzahl zu untersuchender Zelllinien noch einmal reduziert wurde. „Jetzt ist der Arbeitsumfang gut zu bewältigen und da ich auch noch Unterstützung von einem Masterstudenten habe, können wir gegebenenfalls auch noch ein paar zusätzliche Versuche machen“, so Frau Heinig. Sowohl Frau Heinig als auch Frau Finkensieper arbeiteten bereits in den entsprechenden Arbeitskreisen bevor Sie auf den Promotionsprojekten starteten. Eine Einarbeitungszeit entfiel also, was die Umsetzung der Zeitpläne erleichterte. Lediglich die Pandemie war ein Parameter, den niemand berücksichtigen konnte. Für das Projekt am IZI hatte diese jedoch wenig Auswirkungen. „Durch die enge räumliche Nähe der Projektpartner in Leipzig konnte ich zum Glück trotz Pandemie zwischen meinen Arbeitsorten wechseln“, erklärt Frau Finkensieper. Anders in dem Projekt von Frau Heinig, dessen Kooperationspartner in Hannover und Gießen lokalisiert sind. Hier musste die geplante Reise nach Gießen erstmal entfallen.
Gute Aussichten
Gleiches gilt natürlich auch für Besuche wissenschaftlicher Kongresse. Die digitalen Medien haben zwar dafür gesorgt, dass der fachliche Austausch in der Wissenschaft trotz Reise- und Kontaktbeschränkungen nicht ins Hintertreffen geriet, aber einen adäqaten Ersatz für Kaffeepausen, die so wertvoll für den Aufbau eigener Netzwerke sein können, boten die Onlineformate nicht.
Trotz der Pandemiebedingten Einschränkungen sind die beiden Doktorandinnen positiv gestimmt, was den weiteren Verlauf Ihrer Projekte angeht. Zudem können sich Beide auch nach ihrer Promotionszeit eine Karriere in der Wissenschaft vorstellen. Gute Aussichten für die Zoonosenforschung, die von so interdisziplinär aufgestellten Nachwuchswissenschaftlerinnen nur profitieren kann.
An dieser Stelle bedanken wir uns ganz herzliches bei Julia Finkensieper und Mareike Heinig für das Gespräch.
Text: Dr. Dana A. Thal