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Viren, Karrierewege und das große Ganze

Im Vorfeld zur GfV-Tagung fand am 27. und 28. März der ACHIEVE Workshop der jungen GfV in Ulm statt. Der Workshop richtete sich in diesem Jahr primär an Masterstudent:innen und Promovierende in ihrem ersten Jahr, die ihre Abschlussarbeiten zu virologischen Themen anfertigen und ein großes Interesse für die Virologie mitbringen. Sie erwartete ein vielfältiges Programm, das neben inspirierenden Forschungsbeispielen auch Einblicke in verschiedene Karrierewege und Elemente der Wissenschaftskommunikation bot. Ein Schwerpunktthema war die Betrachtung virologischer Fragestellung im interdisziplinären Kontext. Passend hierzu leitete die Zoonosenplattform eine interaktive Session zum Thema One Health-Forschung.

Die Academy for Clinical and Experimental Virology, ACHIEVE, ist eine Arbeitsgruppe innerhalb der Gesellschaft für Virologie (GfV), die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Studierende aus den Naturwissenschaften und der Human- und Veterinärmedizin für virologische Themen zu begeistern und junge Virolog:innen bei ihrer Karriereentwicklung zu unterstützen. Dabei ergeben sich Schnittstellen mit der Nachwuchsarbeit der Zoonosenplattform, die den Workshop von ACHIEVE 2023 in Ulm daher finanziell und inhaltlich unterstützte. Das vielfältige Programm sprach viele Nachwuchswissenschaftler:innen an. Aus den zahlreichen Bewerbungen wurden 30 Teilnehmende anhand ihrer Qualifikationen und ihres Motivationsschreibens ausgewählt.

Inspirierende Forschungsgeschichten

Nach einem ersten „Icebreaker“, bei dem die Teilnehmenden sich als Virus-Symptom-Pärchen finden mussten, startete der Workshop mit Vorträgen zu inspirierenden Forschungsgeschichten von Christian Münz (Universität Zürich), Frank Kirchhoff und Jan Münch (Universität Ulm), sowie Stephan Urban (Universitätsklinikum Heidelberg). Alle konnten erfolgreiche Forschungsarbeiten aus ihrer Karriere vorstellen, die zwar nicht immer unbedingt als solche gestartet waren, bei denen sich jedoch die harte Arbeit am Ende bezahlt machte.

Vielzahl an Karrierewegen

Die akademische Forschung ist ein Karriereweg unter vielen, den Virolog:innen einschlagen können. Dieser wurde auf dem Workshop von Jan Münch in einem spontanen Pitch kurz vorgestellt. Aber auch die Industrie bietet mögliche Tätigkeitsbereiche. Exemplarisch gab hier Sebastian Tischer Einblicke in die Karrieremöglichkeiten bei Roche in der Forschung, dem Verkauf, dem Produktmanagement und dem Wissenschaftsmanagement. Als dritte Karrieremöglichkeit stellte Corinna Pietsch, Oberärztin am Universitätsklinikum Leipzig, ihre Tätigkeit in der klinischen Diagnostik vor. In der anschließenden Mittagspause hatten die Teilnehmenden dann ausgiebig Zeit mehr zu den einzelnen Tätigkeitsfeldern von den Vortragenden zu erfahren.

Wissenschaft kommunizieren

Die Nachmittagssession war dem Thema Wissenschaftskommunikation gewidmet. In das Thema leitete Christina Karsten, Juniorprofessorin am Universitätsklinikum Essen, ein. Anschließend konnten die Teilnehmenden ihr Können gleich unter Beweis stellen: in 3-minütigen Vorträgen waren sie aufgefordert, ihre eigenen Forschungsprojekte kurz, einprägsam und verständlich vorzustellen. Die Möglichkeit hierbei kreativ zu sein, wurde großartig genutzt, was die Session nicht nur lehrreich, sondern auch überaus unterhaltsam machte. Die drei besten Vorträge wurden von ACHIEVE ausgewählt und mit einem durchaus begehrenswerten Preis ausgezeichnet: Der Möglichkeit zur Teilnahme am Science Slam der anschließend stattfindenden GfV-Tagung und der damit verbundenen Chance die eigenen Arbeiten einem weitaus größerem Publikum präsentieren zu können.

Der zweite Tag des Workshops wurde von Stephan Ludwig, Professor an der Universität Münster und dortiger Standortleiter der Nationalen Forschungsplattform für Zoonosen, eröffnet. Er gab Einblicke in seinen eigenen Karriereweg und wiederholte dabei eine Kernbotschaft einiger Redner:innen vom Vortag: wer in der Forschung bleiben möchte sollte hoch motiviert und interessiert an seinem Forschungsthema sein. Nur so könne man mögliche Hürden in der Wissenschaft, wie befristete Arbeitsverträge, einen hohen Erfolgsdruck und geringe finanzielle Anreize überwinden. Außerdem sei es aus seiner Sicht wichtig, in der Wissenschaft seine eigene thematische Nische zu finden und auf dem Laufenden bei Methoden und Technologien zu bleiben.  Darüber hinaus stellte er einige Fördermöglichkeiten für junge Forscher:innen in Deutschland vor, darunter auch die interdisziplinären Doktorandenprojekte der Zoonosenplattform.

One Health in der Virologie

Der zweite Teil des Tages stand unter dem Motto „Science - the big picture“. Um in die Thematik interdisziplinärer Forschungsprojekte einzuleiten, erarbeiteten Friederike Jansen und Dana Thal aus der Geschäftsstelle der Zoonosenplattform gemeinsam mit den Teilnehmenden wichtige Aspekte von One Health Forschungsprojekten. Dies umfasste wichtige Themen und Disziplinen der One Health Forschung sowie Vorteile solcher Forschungsvorhaben. In Gruppenarbeiten trugen die angehenden Forscher:innen hier eine Vielzahl an wichtigen Fachbereichen auch fernab der Virologie zusammen (Abb. 1). Bei der Auflistung der möglichen Vorteile von One Health Forschungsvorhaben deckten sie sowohl wissenschaftliche als auch gesellschaftliche und persönliche Vorteile für die eigene Karriere ab (Abb. 2). Die Gruppenarbeiten konnten einen wichtigen Beitrag dazu leisten, den jungen Virolog:innen die Komplexität, die Relevanz sowie den Mehrwert von One Health zu verdeutlichen.

One Health disciplines

Abb. 1: Ergebnisse der Gruppenarbeit zu relevanten Fachdisziplinen in der One Health-Forschung

 

One Health benefits

Abb. 2: Liste möglicher Vorteile, die One Health-Forschungsansätze haben können, erarbeitet von den Teilnehmenden in der Gruppenarbeit

Mit diesem Wissen im Gepäck konnten die Teilnehmenden die Vorträge von Sandra Junglen (Charité Berlin), Johannes Ponge (Universität Münster) und Barbara Schmidt (Universität Regensburg), die alle interdisziplinäre Forschungsvorhaben vorstellten, unter anderen Gesichtspunkten betrachten. Während Sandra Junglen Zusammenhänge von Landnutzungsveränderungen und dem Auftreten von Arboviren erforscht, widmet sich Johannes Ponge der Entwicklung von Modellen für infektiologische Erkrankungen. Babara Schmidt wiederrum stellte die spannende Forschung zu Bornaviren in Deutschland vor, welche neben klinischen Aspekten auch die tierischen Reservoire der Erkrankung, sowie Umweltproben mit einfasst. Die Vorträge verdeutlichten die Diversität innerhalb der virologischen Forschung, aber auch den Mehrwert interdisziplinärer Zusammenarbeit im Sinne des One Health Konzeptes.

Der Workshop schaffte es mit seinem intensiven zweitägigen Programm die Vielfalt virologischer Forschung aufzuzeigen, wichtige Karrieretipps zu geben und den Mehrwert, den die Einbindung virologischer Fragestellung in einem größeren fachlichen Kontext bieten kann, darzustellen. Zudem bot er den jungen Forschenden eine gute Möglichkeit zum Netzwerken.

Text: Dr. Dana A. Thal (Nationale Forschungsplattform für Zoonosen)

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